Acting. Lost Highway (2024)
Frei nach David Lynch und Barry Gifford
Ein Blick in das Leben von Renee und Fred Madison offenbart eine Beziehung voller Ängste, Geheimnisse und Sehnsüchte; der Verdacht einer Affäre steht im Raum. Als sie in einem mehrerer vor ihrem Haus abgelegter Umschläge ein Video finden, auf welchem sie selbst schlafend zu sehen sind, geraten Renee und Fred immer tiefer in einen Zustand der Angst. Auf einer Party begegnet Fred einen Fremden, der behauptet, ihn zu kennen und in sein Haus eingeladen worden zu sein. Am nächsten Morgen findet Fred einen Umschlag mit einem Video, auf dem ein Mord zu sehen ist. Ein Mord von Fred an Renee.
So erzählt David Lynch 1997 die Geschichte von Renee und Fred in seinem Film »Lost Highway«. Etwas scheint dieses Mal aber anders. In »Acting. Lost Highway« sind zwei Menschen zu beobachten, die mit sich kämpfen, die eingeübten Wege ihres Handelns zu verlassen. Die Begriffe »acting« und »performing« beinhalten im Englischen die Doppeldeutigkeit vom Spielen in einer Fiktion und dem Handeln im Leben. Wie prägen internalisierte Narrative und vorherrschende Normative das eigene Handeln? Wenn die alltäglich gelebte Realität eine Möglichkeit von vielen ist, wo befinden sich ihre Risse? Wo scheint das Potential auf Dinge anders zu tun, als sie scheinbar zu sein haben?
Die Theaterperformance wurde aus einer Zusammenarbeit der TänzerInnen Sylvana Seddig, Juan Corres Benito, Tamae Yoneda, der Sound-Designerin Hyewon Suk und des Regisseurs Tobias Klett entwickelt. Entstanden ist eine szenische Komposition mit Playback-Dialogen, bewegungsbasierten Traum-Szenen und Choreografien im experimentellen Spiel von Körpern und Stimmen.
»Lost Highway« wird nicht nur fürs Theater inszeniert, sondern durch das vielschichtige Herausstellen von sozialer Performativität in »Acting. Lost Highway« weiterentwickelt. […] Kletts Diplominszenierung des Regiestudiums an der Ernst Busch könnte auch die dramatische Fiktionalisierung zu Sartres Gedanken zum projizierten Blick sein. […] Dank des klugen Einsatzes von Stimme, Körper und Licht wird über das Zuschauen hinaus, auf fast schon dieselbe invasive Weise wie der thematisierte Übergriff, das Wechselspiel zwischen Subjekt- zu Objektposition in dem sich Fred und Renée befinden, spürbar gemacht. (Graciela Peralta, Theater der Zeit vom 4.7.2024)
27.– 29.6.2024, 20 Uhr
TD Berlin
Mit Juan Corres Benito, Sylvana Seddig, Tamae Yoneda
und Stimmen von Ulrike Völger und Dominic Santia
Regie, Choreografie: Tobias Klett
Sound-Design: Hyewon Suk (Musik von Mica Levi)
Mentorat: Susanne Kennedy, Robert Schuster
Koproduktion von HfS Ernst Busch Berlin und TD Berlin
60 Minuten
Englisch mit deutschen ÜT
© 2024
© Tobias Klett, 2024